4,3 Millionen Follower auf TikTok und 2,4 Millionen auf Instagram, die Abonnentenzahlen von Tim steigen immer weiter. Der 22-jährige kommt aus Köln und wollte ursprünglich Deutsch- und Englischlehrer werden, hat jedoch sein Studium abgebrochen und wurde dann zum nächsten TikTok-Star. Da können wir doch von Glück sprechen, dass Tim kein Lehrer geworden ist, denn sonst könnte er uns jetzt nicht mit seinem Talent für Comedy-Videos auf seinen Social-Media-Kanälen begeistern. Wir sind auf den jungen Creator aufmerksam geworden, weil er vor Kurzem von Instagram und TikTok mit einem blauen Haken verifiziert wurde. Diesen erhält man nämlich nur, wenn man durch hochwertigen Content und durch einen raschen Follower-Anstieg glänzt. Ich durfte Tim per Videokonferenz interviewen und hab ihm ein paar interessante Fragen gestellt.

Tim, wie bist du eigentlich auf die Plattform TikTok gekommen und warum hast du angefangen Videos zu drehen?

„Angefangen habe ich damals mit Musical.ly und hatte da schon eine ‚kleine‘ Reichweite, von 200.000 Menschen, was natürlich auch schon sehr viel ist. Ich wollte in meinen Videos schon immer lieber sprechen als nur die Lippen zum Ton bewegen und dann wurde Musical.ly umgewandelt zu TikTok. Die Funktionen der App haben sich geändert und ich konnte mich erst nicht mehr richtig damit identifizieren. Meine Freunde und die, die mich damals schon auf Musical.ly verfolgten, haben schon die ganze Zeit versucht mich zu überreden, ich solle doch wieder anfangen Videos zu drehen. Anfangs dachte ich mir nur: „Neeee ich mag nicht!“, doch dann habe ich im April/März letzten Jahres wieder gestartet und der Hintergrund war nur, dass ich eine Beschäftigung suchte, da ich, wie wir alle wegen Corona zu Hause festsaßen. TikTok habe ich eben genutzt, um bisschen aus dem Alltag auszubrechen. 

© twenty4tim / Labs Management

Mir hat es sehr viel Spaß gemacht und ich wurde sehr schnell auch sehr aktiv. Es kam vor, dass ich bis zu zehn Videos am Tag gedreht habe und merkte schnell, wie gut vor Allem meine Comedy-Videos bei den Leuten ankommen.“

Wie haben eigentlich deine Familienmitglieder und deine Freunde anfangs darauf reagiert, dass du plötzlich so präsent in der Öffentlichkeit standest?

„Meine Mutter und ihr Freund Sven standen anfangs dem Ganzen etwas skeptisch gegenüber, unterstützen mich mittlerweile aber sehr. Ihnen war vor allem die Sicherheit wichtig, im Sinne eines festen Gehalts. Aber das ist der Unterschied zwischen selbständig sein und angestellt sein, denn wenn man selbstständig ist hat man immer ein gewisses Risiko, dafür aber auch viel mehr Freiheiten. Mein leiblicher Vater ist noch nicht so ganz von meinem Social-Media-Job überzeugt. Bei meinen Freunden glaube ich, dass das viele einfach noch gar nicht mitbekommen haben, aber ich denke die akzeptieren das auch, sonst wären Sie doch keine wahren Freunde, oder?“

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Woher holst du Dir deine Inspiration für die Videos und wie viel Zeit nimmt so eines in Anspruch?

„Ich schaue mir öfters alte YouTube Videos an, die früher mal bekannt waren und versuche den Content dann in einem kurzen Video wiederzugeben. Manchmal laufe ich auch in die Spieleabteilung beim Müller, ohne Absicht irgendetwas bestimmtes zu kaufen und sehe dann ein Produkt, bei dem ich gleich weiß, wie ich es in meinem nächsten Video einbauen kann. Letztens habe ich ein Video und ein Bild produziert, bei dem ich vier Stunden gebraucht habe, aber bei meiner Community kam es super an und dafür hat es sich in jedem Fall gelohnt. Man braucht diesen Aufwand nicht immer, natürlich habe ich Videos, die mal ein bis vier Stunden dauern, wenn zum Beispiel einen aufwendigen Schminklook mache. Es ist nur wichtig, dass man die Zuschauer in den ersten Sekunden versucht zu catchen und das muss nix aufwendiges sein. Gestern habe ich beispielsweise nur fünf Minuten für ein Video gebraucht und bekomme dafür über zwei Millionen Aufrufe. Das Video zu drehen geht meistens ganz schnell, das Einzige was Zeit kostet sind die Vorbereitungen und das Aufräumen im Nachhinein, aber das kommt wiederrum auf den Inhalt des Videos an.“

Hast du eine Art Drehbuch für deine Videos?

„Ein Drehbuch habe ich tatsächlich so gut wie nie, meistens ist es so, dass ich mir eine Notiz bzw. einen Stichpunkt zu dem Thema aufschreibe und das reicht mir im Normalfall auch. Mit dem kurzen Hinweis weiß ich direkt um was es geht und kann meine Ideen spontan im Video umsetzen. Genau diese Spontanität lieben die Leute und außerdem habe ich auch gar keine Lust auf die geskripteten Sachen. Es kommt auch nicht vor, dass ich sage: „Um 16 Uhr muss das Video fertig abgefilmt sein, deshalb muss ich um 17 Uhr alles vorbereiten“. Ich dreh meine Videos, wie ich Zeit und Lust habe. Wenn ich mal einen besonders aufwendigen und anspruchsvollen Schminklook machen möchte, dann kann es auch vorkommen, dass ich mir paar wichtige Stichpunkte in einer Art „Plan“ zusammenfasse, damit ich nix vergesse. Meistens ist es so, dass die spontansten Videos auch die meisten Aufrufe erzielen.“

Liegt dein Erfolg an der Plattform, also TikTok, oder glaubst du, du hättest mit beispielsweise YouTube die gleiche Reichweite ansprechen können?

„Ich denke nicht! Zum jetzigen Zeitpunkt glaube ich, dass ich durchaus Erfolg auf YouTube haben könnte, weil ich jetzt schon eine große Community habe, die sich meine Videos mit Sicherheit anschauen würde. Aber ich glaube schon, dass TikTok in dem Moment, an dem Ort und zu dem Zeitpunkt, die beste Plattform war, um diese Reichweite zu erlangen. Ich bin der Meinung, dass ich in dem Augenblick eine Marktlücke getroffen, die es anscheinend davor noch nicht gab bei Creators, aber das ist auch nur eine Vermutung, denn genau kann ich mir das selbst nicht erklären. Ich bin auch überzeugt davon, dass mein Instagram Account ohne TikTok nicht da wäre, wo er jetzt ist, deshalb bin ich sehr froh, dass es TikTok gibt.“

Verdienst du durch TikTok Geld und wenn ja kannst du davon leben?

„Ja, ich verdiene Geld durch meine TikTok Videos und ich kann auch davon leben, meine Haupteinnahmequelle ist jedoch Instagram. Deshalb ist es auch wichtig, dass man sich auch auf Instagram eine starke Community aufbaut, weil das die App ist, wo die Business Sachen stattfinden.

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Meiner Meinung nach sollte TikTok auch immer mehr die „Spaß-App“ bleiben, sonst macht sich die Plattform das selbst kaputt, wenn sie so viel Werbung anzeigen würde, wie beispielsweise YouTube oder Instagram.“

Wie sieht ein normaler Alltag bei dir aus?

„Ich würde sagen, dass mein Alltag gar nicht so viel anders ist, wie bei Anderen. Während Corona versuche ich jeden Tag im Haushalt mitzuhelfen, damit ich Aufgaben zu erledigen habe. Was ich auch für mich entdeckt habe ist das Kochen und das gibt mir die Möglichkeit neue Ideen in meinen Content einzubauen, da ich die Rezepte dann einfach in meine Story online stelle. Natürlich bestelle ich mir auch Utensilien im Internet für neue Posts und überlege mir neue Inhalte für meine Social-Media-Kanäle. Im Endeffekt versuche ich gerade mit „coolen Aktionen“ ein wenig aus dem Alltag zu fliehen. Zähneputzen und Duschen gehört natürlich auch zu meinen täglichen Ritualen.“

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Bekommst du oft Hater-Kommentare und wie gehst damit um?

„Natürlich bekommt man ab und zu ein bisschen Hate ab, meistens sind es auch immer wieder dieselben Kommentare, wie beispielsweise über das Thema Sexualität. Aber ich würde sagen, dass ich noch nie eine Hate-Welle abbekommen habe, worüber ich auch mehr als froh bin. Ich bekomme selten Beleidigungen, die mich berühren. Mich trifft es eher, wenn ich weiß, dass der- oder diejenige sich mit mir als Person und mit meinem Content auseinandergesetzt hat und dagegen etwas sagt. Sowas wie zum Beispiel: „Früher hast du das und das gemacht und jetzt machst du aber nur noch das“. Das ist dann zwar kein direkter Hate, aber das greift mich eher an als aus dem Nichts kommenden Beleidigungen. Meistens steckt da auch nur eigene Unzufriedenheit dahinter und man darf sich das nicht so zu Herzen nehmen.“

Hast du schon Pläne für deine Zukunft und welche sind das?

„Auf jeden Fall möchte ich mit TikTok und Instagram weitermachen, denn mir macht es super viel Spaß die jungen Leute zu unterhalten. Pläne habe ich selbstverständlich schon, welche ich jetzt aber noch nicht verraten kann. Was ich mir jedoch in Zukunft definitiv vorstellen könnte, ist zum Beispiel bei einem Kinofilm mitzuspielen oder ein eigenes Produkt rauszubringen. Also kein Merch, sondern ein richtig eigenes Produkt. Was auch sehr cool wäre, ist eine Synchronsprecherrolle zu übernehmen oder selbst einen Podcast oder sogar einen eigenen Song aufzunehmen. Ich möchte ein paar Sachen ausprobieren und dann sieht man ja, wie es bei den Leuten ankommt und daraufhin kann man schauen, ob man mehr in die Richtung gehen möchte.“

Was würdest du jemanden raten, der auch so erfolgreich werden möchte, wie du?

„Ich denke man sollte definitiv ein starkes Durchhaltevermögen besitzen und immer man selbst sein. Es ist wichtig, dass man und nicht aufgibt, auch wenn man mal nicht so viel Likes oder Views für einen Post bekommt. Man sollte auch selbstbewusst sein und sozusagen sich eine harte Schale aneignen, um mit Hater-Kommentaren umgehen zu können. Ich war anfangs auch nicht so selbstbewusst, wie ich es jetzt bin, das ist Alles erst mit der Zeit gekommen. Das wichtigste ist immer seinen Traum und sein Ziel vor Augen zu halten und daran glauben, dass man es schaffen kann.“

Text und Interview // Victoria Goriup

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