Alle Jahre wieder – kommt das Halbjahreszeugnis und damit so mancher Kummer.

Die Berater*innen bei der „Nummer gegen Kummer“ beim Kinderschutzbund Rosenheim haben dafür ein offenes Ohr: Nicht jedes Kind wird in den nächsten Tagen jubeln, wenn es sein Zeugnis in den Händen hält. So manch ein Schüler bzw. eine Schülerin traut sich da kaum nach Hause. Gut, wenn man dann Jemanden zum Reden hat.

Auch Martin kann davon ein Lied singen, denn seine Noten sind seit Beginn der 9. Klasse richtig schlecht geworden. „Woran liegt es denn?“, fragt die Beraterin am Kinder- und Jugendtelefon der „Nummer gegen Kummer“. „Ich habe gerade einfach keinen Bock auf Schule!“, ist die kurze Antwort. Wäre der Fall aber so einfach, hätte Martin wahrscheinlich nicht unter der 116 111 angerufen. „Ich bin in der Schule eigentlich cool, aber heute fühle ich mich schrecklich“, berichtet der 15-Jährige am Telefon. „Meine Eltern reißen mir den Kopf ab, wenn ich mit den Noten nach Hause komme. Ich würde am liebsten abhauen.“ So wie Martin geht es vielen Kindern und Jugendlichen an diesem Tag. Aber auch Eltern rufen in diesen Tagen verstärkt an, um mit den ehrenamtlichen Berater*innen am Elterntelefon unter 0800 111 0 550 über den Umgang mit dem Thema Zeugnis zu sprechen. Häufig kommen dann auch noch weitere Konflikte dazu. Unter anderem geht es am Elterntelefon um Anpassungsschwierigkeiten, Schwänzen und Schulfrust, aber auch um Ausgrenzung und Mobbing. „Es ist gut, wenn sich Kinder, Jugendliche und auch Eltern bei solchen Problemen direkt an uns wenden“ meint Dorothée Ortner, Koordinatorin der Beratungstelefone beim Kinderschutzbund Rosenheim. „Unsere kostenlosen und anonymen Beratungsangebote der „Nummer gegen Kummer“ bieten eine erste Anlaufstelle für solch schwierige Situationen“. Im Gespräch mit einem Berater oder einer Beraterin kann dann gemeinsam überlegt werden, wie man die schlechten Nachrichten am besten überbringt und wie Kinder, Jugendliche und ihre Eltern möglichst konfliktfrei über das Thema Schule sprechen können.

Was aber können Eltern tun, wenn das Kind mit dem schlechten Zeugnis nach Hause kommt? „Auch wenn es schwerfällt – nicht gleich losschimpfen, sondern erstmal tief durchatmen“, rät Ortner. Oft sind die Kinder selbst enttäuscht über ihre schlechten Noten. Dann hilft es anzuerkennen, was in der Schule schon ganz gut lief und zu trösten, was noch nicht so gut war. So lernt das Kind vielleicht besser mit der Enttäuschung umzugehen und der Weg, gemeinsam Lösungen zu finden, wird erleichtert. Grundsätzlich hilft es, wenn Eltern nicht erst am Zeugnistag über Schulthemen sprechen, sondern regelmäßig mit ihren Kindern im Gespräch sind, um Sorgen oder Unterstützungsbedarf frühzeitig zu erkennen und so Schulproblemen vorzubeugen. Die Berater*innen der „Nummer gegen Kummer“ nehmen alle Sorgen und Ängste der Ratsuchenden sehr ernst und sprechen gerne mit den Kindern und Eltern darüber. „Darüber reden hilft“ – dem Motto der „Nummer gegen Kummer“ kommt in den nächsten Tagen in vielen Familien wieder eine große Bedeutung zu.