Anfangs die Frage: Warum Singen?

Ganz einfach: Singen macht glücklich! Für mich ist das Singen das, was für andere ein Sport ist: ein Ausgleich zum Alltag. Was viele beim Fußball oder Boxen an angestauten Alltagssorgen verarbeiten, finde ich im Chor und im Singen. Einfach mal an nichts denken, es ist für mich Ventil und Motor zugleich. Man gewinnt neue Energie und Kraft für anstrengende, stressige Zeiten.

Das Schöne ist, dass Singen auch hilft, wenn es einem schlecht geht. Also nicht nur aus guter Laune heraus singen, sondern auch mit dem Ziel, gute Laune zu bekommen oder zumindest auf andere Gedanken zu kommen.

Auch allein unter der Dusche oder im Auto zu singen macht schon Spaß, zusammen zu singen bietet aber noch einiges mehr.

Aber wie genau sieht das Chorleben aus? Das möchte ich am Beispiel meines Chores, dem Wolfratshauser Kinder- und Jugendchor zeigen.

Was ist das Besondere an diesem Chor?

Die Philosophie des Chores lautet: Jeder kann singen! Das bedeutet, es gibt keine Aufnahmekriterien oder Vorsingen. Trotzdem ist die Qualität des Chores konstant gut, erkennbar an den vielen Projekten, wie das Mitsingen bei den „Herr der Ringe“ – Aufführungen mit Live-Musik im Gasteig.

© Laura Poppe

Auch die vielen Reisen sind etwas Besonderes, wie zum Beispiel die Fahrt nach Belgien, bei der wir an einem internationalen Chorwettbewerb teilnahmen. In Italien fand in den letzten Jahren einmal in Turin und zweimal in Brixen eine Probenwoche statt.

Highlights waren auch die Fahrt nach Österreich auf eine Alm, bei der sogar ein Film gedreht wurde und nach Frankreich, wo wir in Paris im Saal der UNESCO auftreten durften. Geplant ist auch eine große Tour durch Japan 2018, wegen des Chorleiters Yoshi Kinoshita, der japanische Wurzeln hat und den Chor seit 25 Jahren prägt.

Wettbewerbe stehen hier eher im Hintergrund, auch wenn ab und zu an einem teilgenommen wird, geht es weniger um das Ergebnis als darum, Erfahrungen zu sammeln. Eine Besonderheit waren auch die Rundfunkaufnahmen. Dabei nahmen wir viele Stücke aus unserem Repertoire auf.

Der Chor begleitet viele von den Mitgliedern ihre gesamte Kindheit und Jugend, so auch mich, inzwischen bin ich seit mehr als neun Jahren ein Teil der großen „Familie“.

 

© Laura Poppe

Was lernt man im Chor?                                

Zunächst sind da die Lieder in vielen verschiedenen Sprachen, gesungen wird unter anderem auf Schwedisch, Latein, Englisch, Französisch, Deutsch oder in Fantasiesprachen.

Außerdem verbessert sich natürlich die Stimme. Man lernt auf der Bühne zu stehen, das Gefühl vor dem Auftritt – eine Mischung aus Anspannung, Vorfreude, Nervosität und Neugierde – zu genießen und die erwartenden Blicke der Zuhörer auf sich zu spüren.

Darüber hinaus werden aber noch andere Eigenschaften „ganz nebenbei“ gefördert, die sozialen Kompetenzen zum Beispiel, oder  gute Körperhaltung und Selbstbewusstsein. Man merkt: Zusammen sind wir stark, jeder trägt seinen Teil zum großen Ganzen bei.

Gerade die Großen erlernen, Verantwortung für die Kleineren und den Chor als Ganzes zu übernehmen und sich über langen Zeitraum hinweg gut konzentrieren zu können.

Durch die vielen gemeinsam verbrachten Stunden und gleichen Interessen knüpft man schnell Kontakte, aus Chormitgliedern werden also Freunde und schließlich eine große Gemeinschaft.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die beim Musizieren im Chor erworbenen Kompetenzen unglaublich wichtig zur Persönlichkeitsbildung sind. Als Chorsänger findet man in einer neuen Umgebung schnell Anschluss, weil es fast in jeder Stadt einen Chor gibt. Ich kann nur jedem ans Herz legen, es selbst einmal auszuprobieren. Ihr werdet feststellen: Singen macht tatsächlich glücklich!

Text // Laura Poppe