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Interview mit Gymnasiallehrer
Was bedeutet die Corona-Krise gerade für Schulen und den Mathematik Unterricht?
Die Corona-Krise hat den Schulalltag vom Klassenraum ins Home-Office verlegt. In den Schulen, die ich kenne, sind derzeit nur noch die Mitglieder der Schulleitung anwesend und vereinzelt Lehrer, die die IT-Infrastruktur der Schule nutzen, um ihre Schüler zu Hause zu versorgen – alle anderen Lehrer machen das von zu Hause aus. Durch meine drei Kinder und deren Freunde kann ich beobachten, wie unterschiedlich gut das läuft. Meine Kids sind da relativ genügsam und kommen mit den schriftlichen Materialien, die ihre Lehrer in die Schul-Cloud stellen, ganz gut zurecht. Andernorts wird das Home-Office zur familiären Belastungsprobe, weil den Kinder und Jugendlichen die Erklärung durch den Lehrer fehlt oder weil sie schlichtweg nicht motiviert sind. Gerade in einem Fach wie Mathe kann die fehlende Interaktion mit der Lehrkraft, die fehlende Möglichkeit, Fragen zu stellen, das Home-Office zum Albtraum werden lassen. Heute morgen las ich den (anonymisierten) Wutbrief eines Vaters an die Schulleitung, wie es sein kann, dass den Schülern in so einer Krise nicht mehr Hilfsangebot wie z.B. Erklärvideos, Video-Konferenzen etc. zur Verfügung gestellt werde. Eine Versorgung der Schüler mit schriftlichen Übungsmaterialien, wie an der Schule seines Sohne üblich, empfand er als absolut unzureichend.
Wie können Sie helfen?
Unsere Lernplattform Mathegym ist von jeher darauf ausgerichtet, die Schüler beim Verständnis der Mathematik zu unterstützen und sie in besonderer Weise zum Üben zu motivieren. Für das bessere Verständnis sorgen Erklärvideos und Online-Aufgaben, die die Schüler Schritt für Schritt, mit Rückmeldung nach jedem Einzelschritt, durch komplexe Aufgaben führen. Allein das motiviert schon ungemein, weil man Mathe plötzlich versteht. Dazu kommen bei uns dann noch Belohnungspunkte (sog. „Checkos“) für jede gelöste Aufgabe und die Möglichkeit, sein Punktekonto mit Schülern in ganz Deutschland, oder – wenn man will – auch nur mir den Klassenkameraden zu vergleichen (Top-30-Listen). Das bringt, wie uns immer wieder berichtet wird, dann auch mal einen ansonsten eher faulen Schüler dazu, am Sonntag drei Stunden freiwillig Mathe zu üben. In dieser schwierigen Zeit unterstützen wir die Schulen mit einer kostenlosen Schullizenz für das laufende Schuljahr.
Waren die Schulen darauf vorbereitet?
Mit der Situation, dass Schule über Wochen ausfällt, hat bis vor drei Monaten, als das in China losging, natürlich niemand gerechnet. Insofern war man nicht darauf vorbereitet. Aber natürlich sind die Schulen, die schon vorher damit begonnen haben, den Unterricht durch E-Learning-Angebote zu ergänzen, z.B. indem sie sich eine Schullizenz für eine Lernplattform leisten, jetzt klar im Vorteil. Denen dürfte die Versorgung der Schüler im Home-Office um einiges leichter fallen. Zum einen sind die Schüler das selbstständige Lernen auf diesen Plattformen bereits gewöhnt, zum anderen besitzen die Lehrer das Know-How im Umgang mit diesen Techniken.
Waren die Anbieter der Lernplattformen darauf vorbereitet?
Soweit wir das beobachten, gibt es bis jetzt Anlaufschwierigkeiten bei einigen Plattformen, was mit der plötzlich stark angewachsenen Nutzung zu tun hat. Bei uns haben sich die täglichen Nutzerzugriffe seit der Schulschließung in etwa verfünffacht, bei den anderen Plattformen wird das vermutlich ähnlich sein. Dazu kommen immens viele Neubestellungen von Schulen, die unserer Plattform bislang wenig Beachtung geschenkt haben, es jetzt in der Krise aber plötzlich ganz eilig haben, mitmachen zu können. Nun haben wir das Glück, infolge unserer Wachstumsstrategie bereits vor drei Monaten auf größere Server umgestiegen zu sein, deshalb kommen wir mit dem plötzlichen Ansturm bislang einigermaßen klar.
Was wird sich durch die Krise verändern in Hinblick auf die Zeit danach?
Schulen, die dem E-Learning bisher skeptisch oder uninteressiert gegenüberstanden, werden sich nach dieser Krise zu einer neuen Einstellung durchringen müssen. Kritiker des digitalen Wandels an den Schulen wie z.B. Manfred Spitzer („digitale Demenz“) werden es argumentativ um einiges schwerer haben. Man kann gerne darüber diskutieren, wie viel „Digital“ beim Lernen gesund und sinnvoll ist, aber eine pauschale Ablehnung von Lernplattformen, Lernapps, Lernchannels auf Youtube usw. auf vermeintlich wissenschaftlicher Basis wird nach dieser praktischen Erfahrung lächerlich anmuten. Die Krise führt den Bildungsverantwortlichen derzeit deutlich vor Augen, welche Vorteile es hat, wenn analoges Lernen durch digitale Technik unterstützt wird. Der Druck auf die Schulen, digital nachzurüsten, wächst.
Was ist Ihr Ausblick für Mathegym?
Wir haben durch die Krise aktuell einen großen Zulauf an Kunden und auch nach Corona werden viel mehr Schulen als bislang auf unseren Dienst zurückgreifen. Es war schon immer so, dass Schulen, die uns getestet haben, sehr schnell auf den Geschmack kamen und seitdem Kunden geblieben sind. Jetzt gerade sind viele Schulen gezwungen, uns zu testen. Insofern gehen wir als Gewinner aus der Krise hervor. Die wahren Gewinner werden aber die Schüler sein, die auf unsere Hilfe bislang verzichten mussten und denen Mathegym für das künftige Üben zur Verfügung steht. Ansonsten gilt die Formel: je mehr Nutzer, desto mehr Einnahmen, desto besser können wir unsere Plattform weiterentwickeln.
Wie geht es mit digitalem Lernen weiter?
Durch den digitalen Wandel an den Schulen wird der Lehrer mehr Freiräume haben, auf Schüler individuell einzugehen. Wenn für jeden Schülertyp geeignete Lernvideos und Online-Übungen im Klassenraum abrufbar sind, kann sich der Lehrer häufiger aus der reinen Stoffvermittlung für alle (Frontalunterricht) herausnehmen und z.B. leistungsschwächeren Schülern gezielt unter die Arme greifen, während die Mitschüler selbstgesteuert die für sie passenden Videos ansehen oder Übungen bearbeiten. Die Abrufbarkeit der Leistungen per Mausklick macht es der Lehrkraft dabei leichter, den Unterricht sinnvoll zu steuern. Analoge, bewährte Lernformen werden dadurch nicht verdrängt, aber sinnvoll ergänzt.
Über Mathegym
Mathegym ist eine mehrfach ausgezeichnete Online-Mathematik-Lernplattform für Gymnasien (auch Oberstufe) und Realschulen. Schüler und Lehrer nutzen die Plattform zur Vor- und Nachbereitung des Unterrichts und zur Prüfungsvorbereitung. Schüler werden motiviert, eigenverantwortlich und im individuellen Tempo zu lernen. Lehrer erhalten nützliche Werkzeuge für die Steuerung des Lernen im Unterricht und auch außerhalb der Schule. Die Plattform wurde von Lehrern entwickelt und wird seit 14 Jahren erfolgreich an inzwischen mehr als 380 Schulen Deutschlands eingesetzt. Mehr als 90.000 Schüler nutzen aktiv die Lernplattform.