Grün, Rot oder doch lieber Orange? m80-Autorin Dominique Houtman vergleicht in diesem Artikel die drei beliebtesten deutschen Verkehrsmittel für Fernreisen auf Herz und Nieren.

Während die Fluggesellschaft airberlin zur Zeit gegen die Insolvenz ankämpft, hält Konkurrent easyJet sich wacker über Wasser, die kürzlich zusammen gelegten Fernbus-Unternehmen MeinFernbus und Flixbus befinden sich auf der absoluten Überholspur und wie sich die deutsche Bahn finanziell überhaupt noch über Wasser halten kann, versteht keiner so wirklich. Doch welches dieser drei Verkehrsmittel ist wirklich gut und kann in den acht Kategorien am meisten Punkte holen?

Preis:

Wir alle wissen, dass die deutsche Bahn diesen Punkt nicht holen kann. Denn trotz Super-Spar-Angeboten muss der Reisende für ein kurzfristig gebuchtes Ticket ganz schön tief in die Taschen greifen. Und kurzfristig bedeutet hier auch mal zwei, drei Monate im Voraus. Da liegt die Preisspanne in etwa zwischen 20 bis 200€. Anders sieht es hier bei den Airlines aus. Denn selbst wer bis zu zwei Wochen vor Abreise bucht, kann Glück haben und einen der superbilligen Flüge ab 30€ ergattern, vorausgesetzt man ist bereit, sich mitten in der Nacht aus dem Bett zu quälen, denn die günstigen Flüge sind meistens die Frühen. Doch dieser Punkt geht eindeutig an die Fernbusse, denn sie sind immer günstig. Ob Monate oder erst wenige Stunden im Voraus, bezahlbar sind sie immer. Hier variieren die Preise je nach der zu fahrenden Distanz zwischen 5 bis ca. 80€ innerhalb Deutschlands.

Pünktlichkeit & Zuverlässigkeit:

“Die Bahn macht mobil.” Mit diesem Slogan wirbt die Bahn für ihre Sache. Netter Spruch aber grauenhaft umgesetzt denn in puncto Verspätungen gewinnt die Bahn tatsächlich, allerdings einen fetten Negativpunkt für ihr Konto. Obwohl der Verspätungsservice für Kunden sehr liebevoll gestaltet wurde wünscht sich doch jeder zumindest irgendwann mal, an seinem Ziel anzukommen. Und da kann man sich bei der Bahn nie wirklich sicher sein. Die Fernbusse fahren zumindest schon mal pünktlich ab. Doch wie es im wahren Leben nun mal so ist, liegen zahlreiche Baustellen und andere Hindernisse auf dem Weg zum Ziel, es passieren Unfälle und schwups steht man im Stau, Passierdauer häufig mehrere Stunden. Natürlich ist das nicht die Schuld der Busgesellschaften, dennoch geht in dieser Kategorie der Punkt an die Fluglinien, denn trotz der komplizierten Logistik eines Flughafens und etwaigen Querschlägern wie Stürme schaffen die Flieger es auf die eine oder andere Weise fast immer pünktlich an ihr Ziel; und das auch noch verdammt schnell.

Ausstattung:

In puncto Ausstattung macht der normale Linienflieger Abstriche, man soll ja schließlich nicht zu lange an Bord bleiben. Von überflüssigem Schnickschnack findet man hier wenig, nur sind da jedes Mal diese aufdringlichen Stewardessen die einem irgendwelchen Plunder aufschwatzen wollen. Ansonsten ein spartanisches WC, eine Leselampe und eine gratis Kotztüte. Im Bus wird man da in Sachen Ausstattung schon eher fündig: ein WC, eine Snackbar, Steckdosen, W-LAN, Sitzbereiche mit Tischen und sogar ganze Mediatheken mit Filmen und Serien zur Unterhaltung bieten die grünen Verkehrsmittel inzwischen. Tendenz sicher noch ausbaufähig. Doch diesen beiden überlegen ist ganz klar die deutsche Bahn. Denn dort gehören Steckdosen, W-LAN und Mediatheken zum Standardprogramm. Es gibt komfortablere (wenn auch nicht immer saubere) WCs und man kann sich während der langen Reise problemlos mal die Beine vertreten oder einen Abstecher in den Snackwagen machen.

Komfort:

Bei den Fluglinien steht der Komfort aufgrund der erheblich kürzeren Reisezeit gar nicht zur Debatte, deshalb gibt’s hier auch keinen Punkt. Das Stechen zwischen Bahn und Bus wird hier durch einen entscheidenden Punkt bewertet, der Kreativität. Denn während sich die beiden Fernverkehrsmittel tagsüber gar nicht mal so unähnlich sind, merkt man den entscheidenden Unterschied umso deutlicher bei Nacht. Die Bahn punktet mit kreativen Ideen wie einem Schlafwagen wo die Passagiere in einem Bett schlafend von A nach B transportiert werden während es im Bus grade mal verstellbare Sitzlehnen gibt. Kreativ ist hier einzig die Beobachtung in welch verqueren Positionen die Leute verzweifelt versuchen, Schlaf zu finden und garantiert am nächsten Tag mit fiesen Rückenschmerzen zu kämpfen haben. Punkt für die Bahn.

Flexibilität:

Am unflexibelsten ist definitiv der Flug, denn gebucht ist hier gebucht. Gebühren für Umbuchung und Stornierung sind meist teurer als das ursprünglich gebuchte Ticket, daher empfiehlt es sich, gut bei der Buchung aufzupassen. Die Bahn berechnet dem Kunden bei den günstigen Spartickets eine Stornogebühr von 17,50€ mit der Begründung, dass es sich so vermeiden ließe, dass Kunden die Tickets „hamstern“ würden. Is klar, oder? Klarer Sieger: der Bus. Wer seine Reisepläne nochmal ändert zahlt 1€ Stornogebühren und bekommt den Rest des Fahrpreises zurückerstattet – allerdings in Form eines Gutscheins, der dann 12 Monate gültig ist.

Verpflegung:

Bordbistro vs. Snackbar. Ob im Flugzeug oder in der Bahn, eingeschweißte Muttistullen, die riechen wie Papas Füße, will keiner. Der Fernbus hat zwar nur eine kleine Snackbar, aber die wunderbare Möglichkeit, an Tankstellen mit Restaurants zu halten.

Kostenpunkt:

vergleichbar mit dem Bordbistro, doch die Auswahl ist wesentlich größer und dort wird sicher jeder fündig. Punkt für den Bus.

Fazit:

Der Fernbus geht aus diesem Duell als klarer Sieger hervor. Günstig, zuverlässig und sympathisch. Den zweiten Platz teilen sich die Airlines und die deutsche Bahn. Dennoch würde ich in jedem Fall den Flieger der Bahn vorziehen und auch jedem mehr ans Herz legen, besonders für längere Strecken. Die Bahn kann ich leider nur bedingt weiter empfehlen, die Preise sind im Vergleich zu den Konkurrenten viel zu hoch angesetzt und auch der gute Komfort macht das nicht wett.

Text //  Dominique Houtman