Immer wieder habe ich* über die Warnung der K.O.-Tropfen gehört. Aber ich war mir immer sicher, dass mir so etwas nie passieren wird.

Bis ich mich eines Septemberabends mit einer Kollegin in einer Disco treffen wollte. Ich war zu dem Zeitpunkt 25 Jahre alt und bin vor vier Wochen in eine neue Stadt gezogen und habe vor zwei Wochen meine neue Arbeit als Verkaäuferin in begonnen. Leider sagte mir meine Kollegin kurz vorher ab. Da ich sehr kontaktfreudig bin und kaum Leute in der neuen Stadt kannte, beschloss ich, alleine in die Disco zu gehen. Gegen späten Abend verließ ich meine Wohnung und kam in der Disco an, in der es noch relativ leer war. Ich stellte mich an die Bar um mein erstes Getränk zu bestellen, als mich ein gut aussehender Mann, mitte 30, ansprach und wir schnell ins Gespräch kamen. Er erzählte mir, dass er hier ein Haus für sich und seine beiden fünfjährigen Zwillinge suche. Seine Frau sei bei der Geburt gestorben. Dass er zu dem Zeitpunkt sehr wohl verheiratet und Vater von vier Kindern war, sollte ich erst später herausfinden. Ich bekam sehr schnell Mitleid mit ihm und während er redete, gab er mir ein alkoholisches Getränk nach dem anderen aus. Wir redeten und lachten viel und er wurde mir immer sympathischer. Nach der Menge an Getränke musste ich dringend auf die Toilette und ließ mein noch volles Glas einfach auf dem Tresen stehen. In der Zeit hatte er Zeit mir die K.O.-Tropfen in mein Getränk zu mischen. Als ich wieder kam, erzählte er noch weiter und ab da wusste ich nicht mehr viel.

Als ich wieder wach wurde und wieder einigermaßen zu Sinnen kam, bemerkte ich, dass ich im Bett eines Hotelzimmers lag. Da fiel mir wieder ein, dass mein Peiniger mir ja erzählt hat, dass er übers Wochenende im Hotel ist. Ich versuchte mich zu erinnern, wie ich hierher gekommen bin, aber in meinem Schädel brummte es nur. Ich habe in dem Moment gedacht, ich wäre so betrunken, dass ich einen Filmriss hätte. Plötzlich lag der Täter über mir. Erst da registrierte ich, dass ich keine Klamotten mehr trug. Ich versuchte mich von den brutalen Übergriffen zu wehren, indem ich mit meinen Armen versuchte von mir herunter zu drücken und strampelte mit den Beinen, aber er warf sich immer wieder mit aller Gewalt auf meinen Körper. Der ganze Vorgang kam mir sehr lange vor und die Schmerzen im Unterleib wurden immer stärker. Ich bekam Todesangst, weil er immer aggressiver wurde und alle Versuche sich zu wehren, scheiterten. Ich drohte ihm, dass ich schreien werde, aber da lachte er nur und erwiderte, dass mich eh keiner hören würde.

© Gerhard Seybert – fotolia

Aus irgendeinem Grund glaubte ich ihm. Die Angst wurde immer stärker und ich dachte, ich würde lebend nicht mehr aus diesem Zimmer kommen. Irgendwann schaffte ich es, das Bett zu verlassen und flüchtete mit meiner Handtasche auf die Toilette. Ich versuchte meine Kollegin zu erreichen, bei der allerdings nur die Mailbox ran ging. Er hämmerte an die Tür und drohte mir mit schlimmen Sachen, wenn ich die Polizei anrufen würde. Aber ich war wohl noch etwas benommen, dass ich auf diese Idee gar nicht gekommen bin. Ich kam aus der Toilette raus und dann begann das Martyrium auf dem Bett erneut weiter. Aber auch er war alkoholisiert und schließlich schaffte ich es, mich aus dem Bett zu rollen und zog schnell meine Shorts und T-Shirt an. Er eilte zur Tür und stellte sich mit den Armen ausgebreitet in den Türrahmen und ließ mich nicht gehen. Auf mein betteln hin, mich bitte gehen zu lassen, stellte er die Forderung, dass er 500€ von mir haben wollte, oder ich würde hier nicht lebend raus kommen.

Als ich ihn fragte, was er denn für ein Vater sei, ließ er seine Arme fallen und ich stürmte an ihm vorbei aus dem Zimmer. In der Panik, er würde hinter mir her laufen, rannte ich die zwei Stockwerke hinunter auf die Straße. Dort lief ich panisch auf die Straße und direkt vor ein Taxi, der mir ansah was passiert ist und mich auf direktem Weg ins Krankenhaus fuhr.

Nach diversen Untersuchungen wurde Anzeige bei der Kriminalpolizei gestellt. Der Täter wurde noch gleich im Hotel gefasst und es fand ein achtmonatiger Kampf mit den Rechtsanwälten und der Staatsanwaltschaft statt.

Ich hatte nach eineinhalb Jahren, in denen ich weiter in meinem Beruf gearbeitet habe einen psychischen Zusammenbruch bekommen und kam daraufhin in die Psychiatrie. Dort blieb ich dann ein Jahr. Da ich auch danach psychisch noch nicht stabil genug gewesen bin, um wieder arbeiten gehen zu können, befinde ich mich aktuell seit knapp zwei Jahren in einer rehabilitativen Einrichtung zur Wiedereingliederung in das alltägliche und berufliche Leben. Momentan geht es mir wieder besser, aber ich hätte mir nie im Leben vorstellen können, dass eine Nacht mein Leben so verändern kann.

 

Zusammen kommen – zusammen feiern – zusammen gehen

Nimm keine offene Getränke von fremden Menschen an. Lass dein Getränk nicht unbeaufsichtigt stehen. Nimm keine Getränke von Leuten an, dessen Weg du nicht vom Tresen an verfolgt hast. Im Zweifelsfall verzichte auf das Getränk. Nimm kein offenes Getränk von Leuten an, die du nicht kennst. Wenn du mit Freundinnen ausgehst, passt gegenseitig auf eure Getränke auf.

K.O. Tropfen sind farblos und geschmacksneutral, weshalb nichts von ihnen heraus zu schmecken ist.

Der beste Schutz ist immer noch, nicht allein unterwegs zu sein. Bespreche vorher mit deinen Freundinnen und Freunden, dass ihr gemeinsam aufeinander achtet und euch gegenseitig im Auge behaltet. Geht auch wieder gemeinsam nach Hause. Sagt gemeinsam einander Bescheid, wenn jemand von euch früher geht. Hört auf euren Instinkt. Wenn ihr euch in einem Club oder einer Party unwohl fühlt, dann geht lieber.

Wenn dir plötzlich schwindlig oder schlecht wird, oder du ohne Grund auf einmal völlig enthemmt oder extrem euphorisiert bist, bitte deine Freundinnen oder das Personal um Hilfe. sprich deine Freundinnen an und bitte sie um Hilfe. Kümmere dich um deine Freundin, wenn es ihr plötzlich schlecht geht oder schwindlig wird. Lass sie nicht alleine. Das gleiche gilt, wenn du das Gefühl hast, dass sie ungewöhnlich euphorisiert oder enthemmt ist und nicht mehr für ihre Sicherheit sorgt.

Wenn deine Freundin bewusstlos wird oder plötzlich nicht mehr ansprechbar ist, dann rufe den Notarzt oder sage dem Personal Bescheid und bitte sie, den Notarzt zu rufen.  Sag dem Personal Bescheid und bitte sie, den Notarzt zu rufen. Lass deine Freundin auf keinen Fall alleine. Direkt nach der Einnahme wird den Betroffenen meistens übel oder schwindelig – so, als hätte man etwas zu viel getrunken. Die Bewusstlosigkeit setzt später ein. Bis dahin kann das Opfer sich zwar noch normal unterhalten und bewegen, die betroffene Person ist jedoch schon leicht zu manipulieren und relativ willenlos.

Nach dem Aufwachen kann sich das Opfer an das, was während der Bewusstlosigkeit und direkt davor passiert ist, nur noch bruchstückhaft oder gar nicht mehr erinnern. Eine Überdosis K.O.-Tropfen kann gefährlich werden: mit zusätzlichem Konsum von Alkohol, Drogen, oder Medikamenten können K.O.-Tropfen sogar tödlich sein.

 

* Name der Redaktion bekannt

Text // Mona Scharnowske