Dein Wecker klingelt am Freitag um 6:30, du stehst auf, machst dich fertig und fährst in die Schule.

Neben der Eingangstür hängt ein großer bunter Plan, du bleibst kurz stehen und schaust, was du interessant findest. Heute Morgen könntest du mit zum Schwimmen gehen, du könntest für Deutsch, Mathe oder Geschichte in die Bibliothek gehen, du könntest in der Cafeteria mit dem Mittagessen helfen oder du könntest dir den Morgen frei nehmen, vielleicht in die Schulwerkstadt gehen und an deinem Fahrrad rumschrauben, da ist immer jemand, der dir helfen könnte.

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Letztendlich entscheidest du dich mit ein paar Freunden in die Werkstatt zu gehen, dein Fahrrad muss dringend geölt werden, und die Gangschaltung funktioniert nicht mehr richtig. Während dir eine ältere Schülerin mit deinem Fahrrad hilft lassen sich deine Freunde vom Werkstattbetreuer Bretter für einen Schrank zurechtsägen. Um 13:40 geht ihr zum Essen in die Cafeteria. Ihr müsst euch ein bisschen beeilen, um 14:00 ist Schulversammlung. Die ganze Schule trifft sich in der Turnhalle um über die letzte Woche zu diskutieren. Die Frage ist, ob es eine Regel geben sollte, dass man im Computerraum nicht trinken darf. Ihr diskutiert kurz, und entscheidet dann per Abstimmung, dass man Getränke nur auf Tische ohne Computer stellen darf und nicht mit ihnen in der Hand an den Computern vorbeilaufen darf.

Danach stellen die Lehrer*innen die Kurse der nächsten Woche vor, und Mark, der dieses Jahr Abitur macht, bietet nächsten Mittwoch einen Crashkurs im Programmieren an. Danach wird die Versammlung aufgelöst.

Du gehst zurück in die Werkstatt und machst dein Fahrrad fertig, von den Nachmittagskursen interessiert dich keiner, also meldest du dich bei einer Lehrerin ab und fährst nach Hause.

Moment mal, warte kurz, Stopp! Da war ja gar kein Stundenplan, keine Pflichtfächer und seit wann kannst du einfach gehen, wenn dich nichts interessierst?

Das kann doch gar nicht sein!

Doch, an einer demokratischen Schule kann dein Tag genau so aussehen.

Du kannst dir aussuchen, ob du in den Unterricht gehen willst und welche Kurse dich interessieren.

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Die Lehrer*innen schreiben dir nicht vor, was du lernen musst, können dir aber mit Allem helfen, was du gerne ausprobieren willst.

Die Idee ist, dass du das am besten lernst, was dich begeistert. Also funktioniert der Unterricht am besten, wenn du dir die Fächer und Kurse aussuchen kannst, die dich interessieren.

Demokratische Schulen gibt es seit ungefähr 140 Jahren, die älteste Schule, die es heute noch gibt ist Summerhill in Südengland mit 97 Jahren.

Text // Julius Hentze